Jo im Talk mit dem Geschäftsführer des Kletterwaldes Niederrhein Jörg Brockes

Der Kletterwald Niederrhein liegt im größten Naturschutzgebiet des Niederrheins auf den Hinsbecker Höhen.  Geschäftsführer Jörg Brockes gründete 2006 den Kletterwald Niederrhein in Süchteln.  Im Laufe der Jahre fügten mehrere schwere Stürme der Anlage starke Schäden zu, so dass sich Jörg Brockes entschloss, sie vom Standort Süchteln auf die Hinsbecker Höhen zu verlagern.
Im April sollte der Betrieb seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen, doch die Corona-Pandemie machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.  Seit Mitte Mai dürfen Besucher wieder in den Kletterwald.  Schon kleine Kinder können im Kletterwald in sogenannten Niedrigkeitsseilgärten ihre Kletterbegeisterung ausleben. Als Erwachsener trainiert man seine Fitness und Koordination. Der Besucher benötigt dabei keine besondere Fitness oder Klettererfahrung. Vor dem Start gibt es vom fachkundigen Personal eine ausführliche Einweisung in das Sicherheitssystem. Anschließend steht dem Kletterausflug nichts mehr im Wege.

Herr Brockes, Sie sind der Geschäftsführer des Kletterwaldes Niederrhein. Bitte stellen Sie sich den Lesern kurz vor.

Mein Name ist Jörg Brockes und ich betreibe seit 2006 den Kletterwald Niederrhein. Bis zum letzten Jahr in Viersen Süchteln und seit diesem Jahr hier in Nettetal Hinsbeck.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Kletterwald zu eröffnen?

Daran ist so gesehen mein Geschäftspartner Schuld, mit dem ich zusammen ein Ingenieurbüro betrieben habe. Als er irgendwann aus dem Frankreichurlaub zurückkam, schwärmte er von einem Kletterwald. Er erzählte mir, dass zwischen den Bäumen Stahlseile gespannt waren, woran die Leute kletterten. Er wollte unbedingt diese Geschäftsidee aufnehmen und baute 2005 an der Talsperre in Thüle einen Kletterwald, der sehr gut einschlug. So dachte ich mir, ich baue hier am Niederrhein ebenfalls einen Kletterwald auf, den ich 2006 in Viersen eröffnete.

Wird die Natur durch den Kletterwald beeinträchtigt oder gestört?

Der Wald wird durch die Anlage nicht mehr gestört, als dies jetzt schon der Fall ist. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen hier abseits der Wege durch den Wald laufen, so wird sich dies in Zukunft ändern. Durch die strukturierte Anlage werden die Leute sich im Kletterwald aufhalten und klettern. Sie werden auf angelegten Wegen die Anlage betreten und auch wieder verlassen. Die Bäume werden durch die Installation der Kletterstationen nicht beeinträchtigt. Wir benutzen auch ein neuartiges Anschlagsystem, das sich dem Wachstum der Bäume anpasst.

Konnten Sie die „coronabedingte“ Pause für die Neueröffnung nutzen?

Ja, wir haben zwei Parcours mehr gebaut, die wir geplant erst nach den Sommerferien gebaut hätten. Durch diesen Umstand konnten wir diese schon fertigstellen.

Um welche Parcours handelt es sich dabei?

Das sind der Abenteuer-Parcours und der Fitness-Parcours.

Wie sind die Öffnungszeiten des Kletterwaldes?

Die Öffnungszeiten entnimmt man am besten unserer Homepage unter www.kletterwald.net, da diese je nach Buchungslage unterschiedlich ist.

Am Wochenende und in den Ferien in NRW ist der Kletterwald täglich von 09.30 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Gibt es verschiedene Parcours und Schwierigkeitsgrade im Kletterwald?

Wir verfügen über acht verschiedene Parcours. Wir fangen hierbei klein an. Für die sechsjährigen Kinder muss man eine Griffhöhe von 1,50 Metern haben, damit sie mit der Hand diese Höhe erreichen können. Die wäre der einfachste Parcours und es geht bis zum Risiko-Parcours, der schon sehr anspruchsvoll ist.

Worin liegt Ihrer Meinung nach die Faszination des Kletterwaldes Niederrhein?

Man unterscheidet zwischen Hochseilgärten und Kletterwäldern. Beides zusammen sind dann Kletterparks. Im Kletterwald hingegen erlebt man noch den Wald. Als Erwachsener wird man wieder in die Jugendzeit zurückversetzt, da wir als Kinder oft in Bäumen herumgeklettert sind. Unsere Kinder machen es heutzutage nicht mehr. Durch einen Besuch im Kletterwald kann man die Kinder wieder vom Wald begeistern. Tenor dabei ist auch, dass man Dinge, die man schützen möchte zunächst einmal lieben lernt. Dies versuchen wir, den Kindern und Jugendlichen zu verdeutlichen.

In der digitalen Welt von heute stehen Smartphone, Tablet und PC vorne an. Denken Sie, dass der Kletterwald für die Menschen eine Möglichkeit ist, wieder mehr gemeinsam zu unternehmen?

Ja, auf jeden Fall. Man kann es am Verhalten der Kits gut feststellen. Sicherlich wollen sie immer noch ihr Smartphone, aber sie sind auch froh, wieder aus dem Haus zu können und sich einmal richtig auszupowern. Wir hatten in den vergangenen Tagen einige Schulklassen hier im Kletterwald und man konnte den Kindern anmerken, dass sie es genossen haben, sich wieder einmal richtig an der frischen Luft zu bewegen

Ist Klettern nur eine schöne Freizeitbeschäftigung oder hat es auch eine therapeutische Bedeutung?

Sowohl als auch. Natürlich ist Klettern eine schöne Freizeitbeschäftigung. Für Leute, die mit der Höhe keine Probleme haben, ist es schön, im Wald zwischen den Baumgipfeln herumzuklettern. Man merkt es ganz deutlich bei Kindern, die schüchtern sind. Sie können hier in der Anlage großes Selbstvertrauen tanken und sind sehr stolz, wenn sie den Parcours geschafft haben.

Dürfen wieder Kindergeburtstage in Kletterwald gefeiert werden?

Ja, es dürfen hier im Kletterwald wieder Kindergeburtstage gefeiert werden. Die kann man ganz einfach unter dem Ticketshop buchen. Er ist im Internet unter: ticket.kletterwald.net zu finden. Man kann feststellen, dass die Menschen das Angebot annehmen und von Tag zu Tag mehr Kindergeburtstage gebucht werden.

Bringt die jetzige Standortnähe zum Landessportbund und der Jugendherberge Vorteile?

Wir erwarten durch die Standortnähe zum Landessportbund und Jugendherberge große Vorteile, weil wieder mehr Schulklassen zu uns kommen. Sowohl der Landessportbund als auch die Jugendherberge bietet in den Sommerferien Familienprogramme an, wovon der Kletterwald profitiert. Allerdings profitieren auch der Landessportbund und die Jugendherberge, da sich der Kletterwald hier vor Ort befindet und die Einrichtungen damit Werbung betreiben können.

Ist Klettern auch  für Teenager cool?

Ja, das ist so. Im Moment verkaufen wir sehr viele Saisonkarten an Jugendliche. Das kennen wir in dieser Form aus Süchteln nicht. Hier am Ort ist das im Moment wirklich der Renner. Ich freue mich darüber und denke, im Moment sind wir hier für viele Jugendliche, sprichwörtlich gesehen, das neue Wohnzimmer.

Besteht auch die Möglichkeit für Personen, die ein Geschenk für die Kinder, Enkelkinder oder Freunde suchen, bei Ihnen einen Gutschein zu erwerben?

Ja, das ist natürlich möglich und auch eine Idee, die grundsätzlich gut ankommt. Man kann hier vor Ort einen Gutschein kaufen oder ihn auch im Internet im Ticketshop bestellen. Der Gutschein wird dann innerhalb von fünf Minuten per E-Mail zugeschickt und ist genau die richtige Möglichkeit für Kurzentschlossene, die noch ein schönes Geschenk benötigen. Viele Leute nutzen diese Möglichkeit auch, um einen Gutschein als Kommuniongeschenk oder als Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Beim Kletterwald halten die Gutscheine ihre Gültigkeit. Wir nehmen sogar noch Gutscheine aus dem Jahr 2006 an.

Wie würde eine Klettertour für eine Familie aussehen?

Ganz einfach. Ein Onlineticket buchen, ein Datum und eine Startzeit aussuchen und schon kann es losgehen. Es wäre angebracht, 15 Minuten vor der Startzeit hier zu sein. Man erhält zu Beginn eine Einweisung von 30 Minuten. Dabei wird erklärt, wie unser System funktioniert. Anschließend geht es ab in luftige Höhen. Man kann sich aussuchen, mit welchem Parcours man beginnt. Für Familien besteht kein Abstandsverbot, das heißt, man kann mit mehreren Personen auf einer Plattform sein. In der Regel ist es so, dass der Vater vorklettert, die Kinder folgen und die Mutter oder eine weitere Person bilden den Schluss.

Gibt es auch Möglichkeiten für behinderte Menschen, den Kletterwald zu besuchen?

Ich habe die Einstellung, dass nichts unmöglich ist. Ganz zu Anfang gab es eine Anfrage vom Blindenverein, ob es möglich sei, mit sechs sehbehinderten Menschen klettern zu kommen. Ich hatte schon Bedenken und war ganz überrascht, wie gut und sicher sich die Menschen bei der Einweisung verhielten. Nachdem sie mit der Technik vertraut waren, sind sie sogar im Risikobereich in 15 Metern Höhe geklettert. Es war auch schon einmal ein Kletterkunde mit nur einem Arm in der Anlage und hat alles prima gemeistert. Meine Einstellung dabei ist, vorbeikommen – ausprobieren. Wenn es im kleinen Parcours passt, sind wir die Letzten die sagen, es geht nicht. Wir stehen mit unseren Trainern auch den Menschen zur Seite.

Würden Sie den Lesern für den Blog Ihr Lieblingsgericht verraten?

Das mache ich gerne. Eines meiner Lieblingsgerichte sind Schweinefilets vom Grill mit Parmesankruste.

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